Dieser Chor ist ein echtes Unikat

Der Shalom-Chor geht ganz eigene musikalische Wege. Dieses Jahr führten sie die Musiker bis nach Israel.

Sie proben regelmäßig im Paul-Schneider-Haus: Die Mitglieder des Shalom-Chors.  Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Von Heide Oehme

Bereits vor mehr als 40 Jahren gab es den „Jugendchor St. Bonifatius Mönchengladbach-Hardterbroich“. Als sich immer mehr Sänger aus anderen Stadtteilen und dem Umland dazu gesellten, beschlossen die Choristen, sich einen neuen Namen zu geben – und zwar auf ganz spezielle Art: Alle Mitglieder setzten sich im Probelokal, dem Jugendheim der Pfarre St. Bonifatius, auf den Boden, und jeder war gebeten, eine Melodie zu summen, die ihm gerade einfiel. So wollten sie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Nach wenigen Minuten, so wird erzählt, summten alle die Melodie des bekannten, aus Israel stammenden Kanons „Shalom chaverim“ („Friede sei mit Euch“) – und der neue Name Shalom-Chor war nach kurzer Diskussion geboren.

Der Name wurde mit der Zeit auch Programm, was sich zunächst auch dadurch ergab, dass Leiter Horst Couson hin und wieder – seiner Vorliebe für jüdische Musik entsprechend – hebräische Lieder ins Programm nahm. Später spielte der ausgezeichnete Geiger und Klarinettist seinen Vokalisten eingängige Klezmermusik vor, die, so berichten die Sänger, „ins Ohr und direkt ins Herz ging“.

Damit war der Schwerpunkt der Chorarbeit bestimmt, und der Shalom-Chor wurde und wird vornehmlich für Klezmermusik, jiddische Lieder, israelische Folklore und Schlager, aber auch für synagogale Musik verpflichtet. Eine Instrumentalgruppe, von Klarinettist Horst Couson geführt, ist den Sängern wertvolle Stütze und unverzichtbarer Farbgeber. Auf Festivals, Wettbewerben und Workshops ist der Chor mit großem Engagement vertreten.

Reisen – unter anderem nach Wien, Weimar, Verona, Prag, Antwerpen und zuletzt nach Ravensburg – hat der Shalom-Chor häufig unternommen, doch der Traum vieler Sänger, einmal das Heilige Land zu besuchen, wurde erst an den Kar -und Ostertagen dieses Jahres Wirklichkeit: Bei der Osternachtfeier der Benediktiner in Tabgha am See Genezareth sowie in der Dormitio Abtei in Jerusalem gestalteten die Mönchengladbacher die Liturgie mit. Kafarnaum, Betsaida, Kana, Magdala, Nazareth, Jericho, die Wüste Juda, der Ölberg oder Bethlehem waren einige der weiteren Stationen auf der achttägigen „Pilgerreise im Sinne der Ökumene“, an der 48 Personen teilnahmen und die auch dazu dienen sollte, fremde Kulturen besser kennenzulernen und zu verstehen.

Ein eindrucksvoller Abend war der erste Probentermin nach der Israelfahrt. Enthusiastisch begrüßten sich die Heimgekehrten und diejenigen Chormitglieder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht hatten mitfahren können, begeistert schwärmten die Pilger von ihrer eindrucksvollen und ohne Zwischenfälle verlaufenen Reise. Zunächst wurden vier Geburtstagskinder „besungen“ – der Chorleiter packte dazu seine Klarinette und seine Geige aus, Gitarrenbegleitung steuerte einer der Sänger bei, und eine Choristin begleitete aus dem Stegreif und sehr versiert am Flügel.

Deutsche und jiddische Gesänge sangen die rund 30 Vokalisten auswendig, fein abgestimmt und mit spürbarer Anteilnahme. Bewegend war ein festlicher jüdischer Gesang, der inhaltlich unserem „Heilig, heilig ist der Herr“ entspricht. Doch zum Höhepunkt wurde das gesungene Versprechen, mit dem auch jedes Passahmahl endet: „Bashana Haba’a bi Yerushalaim“ bedeutet so viel wie „Nächstes Jahr in Jerusalem“…

Quelle: RP