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Stadthalle Erkelenz:Beste Stimmung bei improvisierter Musiknacht
Erkelenz Die Erkelenzer Musiknacht wurde kurzfristig in die Stadthalle verlegt. Die Künstler freuten sich, endlich wieder vor Publikum spielen zu können.
Aus dem Aufgeschoben sollte auf keinem Fall ein Aufgehoben werden, da waren sich Initiator Fred Feiter, Organisator Raphael Meyersieck und Kulturmanager Sascha Dücker einig. Die vom Freitag vor Pfingsten aufs Wochenende verlegte sechste Erkelenzer Musiknacht sollte auf jeden Fall stattfinden. Kurzfristig fiel die Entscheidung, die an verschiedenen Plätzen unter freiem Himmel geplante Veranstaltung in die Stadthalle zu verlagern. Die Wettervorhersage ließ nichts Gutes erwarten.
Die Entscheidung war richtig, wie Dücker und Feiter während des musikalischen Potpourris an den verschiedenen Stellen in der Stadthalle meinten. Immer wieder und zum Teil heftig prasselte der Regen am Abend. „Damit wäre keinem der Besucher gedient gewesen, wenn er pitschnass geworden wäre“, sagte Feiter. Sie wären wahrscheinlich größtenteils abgezogen oder erst gar nicht zur Musiknacht gekommen. Rund 350 Musikfreunde hatten sich im Vorfeld eine Berechtigungskarte für die Konzertbesuche besorgt, zwischen 400 und 500 Besucher rechnete Meyersieck am Abend. Die meisten tummelten sich in der Stadthalle, aber auch beim einzigen Satelliten, auf dem Burghof, schauten sich viele um. Hier boten Saitenwind und Vrevel mittelalterliche Klänge.
„Es ist schön, endlich wieder auf großer Bühne und vor viel Publikum zu spielen“, sagte Norbert Winzen, der mit seiner Band Beets’n’Berries auf der großen Bühne in der Stadthalle auftrat. Für Dücker war es eine beschwerliche Aufgabe, die Stadthalle für die Musiknacht vorzubereiten. Innerhalb von 48 Stunden musste die Gestaltung und die Belegung der Spielstätten geregelt werden. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, immerhin musste sogar für das Stuhllager beim städtischen Bauamt eine Nutzungsänderung beantragt werden. „Wenn nichts passiert, sagt jeder, das ist überflüssige Bürokratie. Wenn etwas geschieht, wird sofort nach der Genehmigung gefragt“, erklärt Bauamtsleiter Martin Fauck die Notwendigkeit des Antrags, der in Windeseile von Meyersieck gestellt, und vom Amt bearbeitet und genehmigt wurde. Dafür dankte nicht nur Dücker, sondern auch Bürgermeister Stephan Muckel in seinem kurzen Grußwort als Schirmherr. „Es ist toll, dass unsere Stadthalle endlich wieder für die Zwecke genutzt werden kann, für die sie vorgesehen ist“, sagte er weiter, um schnell wieder den Musikern zu weichen.
Als Geheimtipp für Musik an ungewöhnlichen Stellen entpuppte sich ausgerechnet das umfunktionierte Stuhllager, das nur über eine Zwischentür erreichbar war. Dort herrschte eine Atmosphäre wie in einem Jazzkeller, die begeisterten Zuhörer erlebten die Klezmermusik von Shpil Klezmer Shpil hautnah. Turbulenter ging es im großen Saal zu. Hier hatte Dücker mit unbürokratischer Hilfe des Bauhofs unter der Empore eine zweite Bühne aufgebaut. Beets’n’Berries auf der großen Bühne und Wassenjazz auf der provisorischen wechselten sich ab, was den Tontechnikern einiges abverlangte. Allerdings war der Musikgenuss nicht gänzlich ungetrübt, da viele Besucher bei ihrem Wiedersehen von Freunden und Bekannten miteinander plauderten, was insbesondere bei sanften, leichten Tönen die Musik übertönte.
Sanft und leicht ging es im Foyer bei Heinz Gerichhausen und im kleinen Raum oberhalb des Thekenbereichs bei Damian Przewozniak zu. Die beiden Solisten durften sich über aufmerksame Zuhörer freuen. Gegenüber der Planung wurde bei der Musiknacht mit deren Einvernehmen auf die Beiträge von Mitgliedern der Kreismusikschule verzichten. Mit einem Auftritt von Hätzblatt endete das offizielle Programm, aber für Dücker und seine Mitstreiter längst nicht der Abend. „Wir müssen bis morgen früh die Stadthalle umgebaut haben. 600 Stühle müssen aufgestellt, das Stuhllager wieder umfunktioniert, die Technik aus dem Innenraum und die Podeste entfernt werden.“ Dennoch waren er, Feiter und Meyersieck zufrieden. „Man muss improvisieren können.“ Diese improvisierte Musiknacht sei allemal besser gewesen als eine ausgefallene Musiknacht.